Raumkonzepte sind zentrale Begriffe in den Kulturwissenschaften. Dabei wurden besonders die Unterschiede zwischen Raum als geografisch-territorialer, sozialer, symbolischer oder diskursiver Begriff diskutiert. Der vorliegende Band versucht, diese Diskussion für die späte Habsburger Monarchie nutzbar zu machen. Ausgangspunkt waren epochentypische Phänomene wie die Massenmigration in die Verwaltungszentren Wien und Budapest, das Aufbrechen sozialer Konflikte von Dalmatien bis Galizien, die Frauenbewegung, aber auch ethnisch-nationale Emanzipationsbestrebungen und in Folge dessen diskursive Auseinandersetzungen um neue Grenzziehungen. Fragestellungen, die im vorliegenden Forschungsband diskutiert werden, sind unter anderem: in welchem Verhältnis stehen Ortsveränderung mit sozialen und Gender-Positionen? Wie schlagen sich Erfahrungen der Migration, des Reisens und der transkulturellen Grenzüberschreitungen in literarischen und theoretischen Texten nieder und verändern die Selbstbilder? Wie stehen Machtverhältnisse mit der Gestaltung von Räumen in Texten im Zusammenhang? Wie beeinflussen politischterritoriale und soziale Umwälzungen die kulturellen Konstruktionen der Zeit? Inwieweit werden universalistische Konzepte an den Rändern und von unten gebrochen? Wie verändert sich unser Bild der Vergangenheit, wenn die Perspektiven und biografischen Positionierungen von Personen, die nicht im Rampenlicht der Geschichte stehen, fokussiert werden? Wie lässt sich der trennende und verbindende Charakter von Grenzen nichtdichotomisch beschreiben? Inwiefern dezentralisieren politische, migrantische und touristische Interaktionsnetzwerke die statuarischen Zentren Wien und Budapest?