Ich habe heute in der Presse gelesen, dass Rentnerrinnen in den neuen Bundesländern die 2007 in Rente gingen bis 76,1 % ( 266,- € ) höhere Renten erhalten als Rentnerrinnen im Westen der Republik und dies bei gleicher Leistung! Bei Männern die 2007 in Rente gingen beträgt der Unterschied zu Gunsten der neuen Bundesländer 46,9 %. (355,- € ) Hier kann doch irgend etwas nicht stimmen? Die Löhne in den neuen Bundesländern liegen noch immer deutlich unter den Löhnen der alten Bundesländer. Aus welchem grund sich nun deutlich höhere Renten im Osten entwickeln ist nur schwer vermittelbar zumal das Bruttosozialprokt der neuen Bundesländer deutlich hinter dem der alten Bundesländer liegt. Den Soli noch hinzugerechnet besteht eigentlich kein grund für diese Ungleichbehandlung!
Vielleicht sollen durch die gut versorgten, zufriedenen Rentner in den neuen Bundesländern potenzielle Wähler für die Regierungsparteien angesprochen werden? Andere Gründe sehe ich nicht! Darüberhinaus sollte nach 20 Jahren Wiedervereinigung endlich mal Schluss mit dem „Ost und West“ sein. Was meint Ihr dazu ?
Das ist mehr als unwahrscheinlich. Es ist im Prinzip seit der Wiedervereinigung bekannt, daß den Ost-Rentnern im Durchschnitt deutlich mehr Rente zusteht, als den West-Rentnern.
Dies liegt vor allem an den staatlichen Zusatzversorgungen, die die Arbeitnehmer in der DDR abgeschlossen haben bzw. mußten. Aber auch die Anzahl der Beitragsjahre war im Osten höher, was insbesondere die Frauen betrifft. Das z.T. bis heute noch exerzierte Hausfrauen-Modell (Mann arbeitet, Frau zieht Kinder groß) gab im Osten so gut wie überhaupt nicht. Die Kinder wurden bald nach der Geburt in die staatliche Obhut übergeben, so daß die Mütter wieder arbeiten konnten.
Das alles hat seine Berechtigung, denn die Ost-Rentner haben sich ihre Rentenansprüche redlich erarbeitet, die DDR hatte ihnen diese Renten per Gesellschaftsvertrag zuerkannt und die BRD hat die Rechtsnachfolge angetreten.
Auf einem anderen Blatt steht jedoch, was die Politik daraus gemacht hat. Es beginnt bei dem ökonomisch unsinnigen Umtauschkurs von 1:2, der es den DDR-Bürgern damals ermöglichte ihr faktisch wertloses Geld gegen die begehrte (West) D-Mark einzutauschen. Volkswirtschaftlich reell wäre ein Kurs von ca. 1:7 gewesen.
Noch verheerender war die Entscheidung, die Ost-Rentenansprüche auf die westdeutschen Rentenversicherungsträger abzuwälzen. Denn auch wenn die DDR’ler ihre Renten ehrlich erarbeitet haben, haben sie dennoch nichts in die Rentenkassen eingezahlt. Hier hätte der Staat ein aus der Steuer finanziertes Umlagesystem installieren müssen, damit alle Glieder der Gesellschaft zur Erfüllung des Gesellschaftsvertrages der DDR herangezogen wären.
So führten die vereinigungsbedingten Kosten zu einseitigen Belastung der Arbeitnehmer (und indirekt der Arbeitgeber) und demnach zu einer eklatanten Verteuerung der Arbeitskraft insgesamt. Die Folgen der Arbeitsplatzverlagerung nach Osteuropa und der Stagnation der Gehälter sind ja zu Genüge bekannt.
Das von dir eingeworfene Stichwort „Soli“ ist in diesem Zusammenhang übrigens völlig irrelevant, denn den zahlen alle Arbeitnehmer, egal ob Ost oder West.
Diese Entscheidungen wurden übrigens unter Kohl getroffen, weil er partout sein Wahlversprechen halten wollte, daß aus der Wiedervereinigung keine steuerliche Mehrbelastung entstehen würden. So gesehen waren es tatsächlich wahltaktische Gründe.
Aus den genannten Gründen ist es natürlich für einen Forscher wie Herrn Raffelhüschen interessant, ob und inwiefern sich die Renten (auch!) nach Ost und West getrennt entwickeln. Daß das berechtigte wissenschaftliche Interesse allerdings populistisch von einigen Medien und einigen Politikern aufgegriffen und auf Stammtischniveau unters Volk gebracht werden, ist eine andere Sache.
Damit will man nur die Ost- und Westrentner gegeneinander ausspielen.
PS: BILD die deine Meinung! ^^