In seinem Nachwort schreibt der renommierte US-Autor und Pulitzerpreis-Träger Michael Chabon, dass er genug habe von der “Ehelichen-Zerwürfnis-Prosa“ für den New Yorker, die er in letzter Zeit geschrieben hat. Deshalb „habe ich mich aufgemacht, ein kleines Abenteuer zu erleben.“ Das Resultat dieser Abenteuerlust ist Schurken der Landstraße, eine Erzählung im Mantel-und-Degen-Stil, die den Leser in 15 kurzen Kapiteln in die Kaukasusregion des 10. Jahrhunderts entführt. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen zwei jüdische Abenteurer auf Wanderschaft – Zelikman und Amram -, die um das Jahr 950 durch die kaukasischen Berge ziehen und sich mit Diebstahl, Betrügerei und anderen Auftragsarbeiten verdingen. Die beiden sind ein denkbar ungleiches Paar: Auf der einen Seite der blasse und dürre Zelikman, der seine fränkische Heimatstadt Regensburg vor langer Zeit verlassen hat und in der Heilkunst sehr bewandert ist. Auf der anderen Seite der afrikanische Hüne Amram, der es ebenso gut versteht, mit seiner Streitaxt wie mit Worten umzugehen. Die zwei liebenswerten Schurken treffen auf Filaq, den Prinzen der Chasaren, der seine ermordete Familie rächen möchte. Als Eskorte des raffinierten Prinzen sind die beiden bald Teil einer waghalsigen Rebellion, die dem rechtmäßigen Erben der Chasaren auf den Thron zurück helfen will. Dabei haben sie etliche wundersame Begegnungen und gefährliche Situationen zu meistern. In der Tradition großer Abenteuergeschichten bedient sich Chabon einer opulenten Sprache und setzt seiner Fantasie keine Grenzen. Während manche Leser diese überbordende Fabulierkunst als lustvoll und versponnen begrüßen werden, kann sie auf andere recht langatmig und verwirrend wirken. Auch wenn Schurken der Landstraße bestimmt nicht jeden Chabon-Fan begeistern wird, so beweist der 47-jährige Autor mit diesem schmalen Band erneut, wie erstaunlich vielseitig er ist. — Alexandra Plath