Hätte man die irische Kolumnistin und Bestsellerautorin Nuala O’Faolain mit Mitte Fünfzig gebeten, über das Alter und das Älterwerden zu schreiben, sie hätte nach eigener Aussage dankend abgelehnt. Zu „trostlos“ wäre ihr ein solches Unterfangen erschienen, heißt es in ihrem Buch Sein wie das Leben: „Nach außen hin war ich erfolgreich. Doch wenn ich die private Seite meines Lebens betrachtete, sah ich nur Bereuenswertes, und das, was mir fehlte.“ Was fehlt, ist eine ruhige Lebensmitte: sind Kinder, ein Lebenspartner und die familiäre Bindung. Von diesem Gefühl des Mangels handelt Sein wie das Leben. Aber es erzählt auch, wie es der irischen Autorin schließlich gelang, ihr unbehaustes Pendeln zwischen den Welten — räumlich markiert durch ein irisches Cottage und ein Holzhaus im Upstate New York — in den Griff zu bekommen und mit Liebe zu füllen: Liebe zu einem neuen Partner, und zur schon verloren geglaubten Familie. So ist Sein wie das Leben ein tröstliches Buch über das Alter und das Älterwerden ohne Reue geworden, dem die Hoffnung auf jeder Seite miteingeschrieben ist. „Das Schreiben hat mich aus der Unterwelt hinaufgeleitet“, sagt O’Faolain heute über ihr Programm von Literatur als Therapie, die sie nach einer traumatischen Kindheit, Alkoholismus und der Flucht in Affären begann: „Ich war mein eigener Orpheus“. Für Leser ist das natürlich noch kein Argument, das Buch selbst in die Hand zu nehmen. Sein wie das Leben hat solche autobiografischen Argumente auch gar nicht nötig. Denn derart eindringlich und aufwühlend, wie O’Faolain schreibt, spricht es für sich selbst. –Isa Gerck– Dieser Text bezieht sich auf eine vergriffene oder nicht verfügbare Ausgabe dieses Titels.