„Da hab ich was im Selbstbehauptung gelernt! Ich war doch eben an der Tankstelle und wollte mir was zu trinken kaufen. Da war ein Mann, der wollte 50 Cent von mir. Und da hab ich einfach „N—e—i—n! ! !“ (unterstrichen mit eindeutigen Kopfbewegungen) gesagt. Sonst krieg ich dann immer Angst, bin ganz durcheinander und mach, obwohl ich das nicht will, was die wollen. Und diesmal habe ich gar nicht nachgedacht, hab es einfach gemacht wie im Selbstbehauptung, hab „N—e—i—n! ! !“ gesagt und bin gegangen.” Tanja P., Besucherin der AG Freizeit e.V. Tanja P. war Teilnehmerin eines Selbstbehauptungstrainings für Mädchen und Frauen mit geistiger Behinderung. Sie hat gelernt, auf ihre eigene Stimme zu hören und sich im Alltag zu behaupten. Das, was sie gelernt hat, können andere auch lernen. Wir wollen mit diesem Handbuch Erfahrungen und Ergebnisse weitergeben, die von 2003 bis 2004 im Rahmen eines einjährigen Projektes gewonnen wurden. Hauptziel des Projektes war Erprobung und Weiterentwicklung eines Selbstbehauptungstrainings für Mädchen (ab 12 Jahren) und Frauen mit geistiger Behinderung. Das Training ist gedacht als Unterstützung beim Erwerb von Kompetenzen zur selbstsicheren Behauptung im Alltag. Zugleich ist das Training anerkanntes Mittel zur Prävention von Gewalt und/oder sexueller Gewalt. Das Handbuch ist insgesamt als praktischer Leitfaden gedacht, der Ideen beisteuern und Planungen für kontinuierliche Trainings als auch für Workshops erleichtern kann. Das erste Kapitel des Handbuchs beschreibt zusammenfassend das Thema Lebensbedingungen von Mädchen und Frauen mit geistiger Behinderung – und Gewalt, sowie unsere Einstellungen dazu. Anschließend wird auf die Ziele des Selbstbehauptungstrainings eingegangen und die Grundlagen werden benannt, die beim Durchführen von Selbstbehauptungstrainings für Mädchen und Frauen mit geistiger Behinderung beachtet werden sollten. Dann folgt eine ausführliche Darstellung verschiedener Übungen zu Themen wie · Gefühle erkennen, wahrnehmen, verstehen und ernst nehmen · Grenzen spüren und ziehen · Sprache und Ausdruck des Körpers · eigene Bedürfnisse wahrnehmen und entsprechend agieren · Selbstvertrauen stärken Alle Bereiche sind wichtig für das Entwickeln eines positiven Selbstwertgefühls und sind in der Realität eng miteinander verwoben. Die Aufteilung ist nur als hilfreiches Raster gedacht.