Es soll ja Leute geben, die von einem selbst organisierten Frankreichurlaub deshalb absehen, weil sie a) kein Französisch sprechen geschweige denn verstehen und/oder b) glauben, allein mit Englisch nicht an urlaubsrelevante Informationen zu gelangen. Andererseits würden sie nur allzu gerne selbst durch die Weiten der Camargue reiten, durch die Schluchten der Cevennen raften oder auf der bekanntesten Strandpromenade der Welt in Nizza flanieren. Fühlen Sie sich angesprochen? Dann kann Ihnen Ralf Nestmeyers über 700 Seiten starkes Reisehandbuch eine Menge Sorgen abnehmen, denn mit ihm können Sie sich perfekt vorbereiten und auch während des Aufenthalts alle wichtigsten Tipps schnell und zuverlässig einholen. Stichwort Essen und Trinken: Neben ausführlichen Restaurantbeschreibungen werden auf mehreren Seiten kulinarische Streifzüge durch die südfranzösische Küche unternommen und am Ende des Buches die häufigsten Speisenbegriffe erläutert. Oder Thema Badespaß: Zu den reizvollsten Stränden und tollsten Flüssen muss man sich nicht erst lange durchfragen, Nestmeyer hat sie nämlich schon alle aufgelistet. Dass der erfahrene Reisejournalist nebenbei Historiker ist, merkt der Leser den oft ausgiebigen Geschichtsergüssen schnell an. Mag sich der ein oder andere in den Textwüsten verirren — den meisten dienen Nestmeyers Ausführungen als wertvolle Info-Quelle. Außerdem: Das nächste Foto — immer wieder auch farbig –, der nächste Themenkasten oder eine der 83 Übersichtskarten kommt bestimmt bald. Allerdings ist das Marseille-Kapitel nicht aktuell genug: Kein Wort über „Marius“, die berühmteste Figur der Hafenstadt, kaum Tipps für die junge, immer stärker pulsierende multikulturelle Szene und keine Hinweise auf Strukturwandlungen, die es zuhauf gäbe. Fazit: Der Autor schreibt mitunter etwas trocken, dafür aber kenntnisreich und informativ. Was die Einteilung der zwölf Regionalkapitel betrifft, werden vom Leser ebenfalls Kenntnisse erwartet. Denn nicht jeder kann mit den Landstrichen Aude, Vaucluse oder Hérault etwas anfangen. Deshalb würde eine Kapitel-Übersichtskarte zu Beginn des Buches die Orientierung stark erleichtern — gerade Leuten, die ohnehin Berührungsängste mit Frankreich haben. –Katharina Fahrenholz
— Dieser Text bezieht sich auf eine vergriffene oder nicht verfügbare Ausgabe dieses Titels.