Naomi Klein ist eine weltweit bekannte Globalisierungsgegnerin. Sie gehört zu jenen Aktivisten, die immer zur Stelle sind, wenn es um die Entrechteten und Armen auf dieser Welt geht. Ob in Seattle, Genua oder Porto Allegre. Und wenn es darum geht, auf irgendeinem Podium über die soziale Ungerechtigkeit und gegen den entfesselten Kapitalismus zu schimpfen. Ihr Ziel ist die Verhinderung jener Globalisierung, „die auf der Entmachtung lokaler Gemeinschaften und auf einem Krieg gegen die Umwelt basiert“. Wie eine Kriegsberichterstatterin schickte sie ihre Reportagen an The Globe and Mail, ihre Heimatzeitung in Toronto. Diese Berichte und Kommentare, die in Kanada unter dem Titel Fences and Windows erschienen sind, liegen jetzt erstmalig in deutscher Sprache vor. Hinzu gekommen sind einige Reden und ein paar Artikel aus anderen Zeitungen. Die Best-of-Collection einer Antiglobalisierungsaktivistin. Alles ist politisch korrekt geschrieben: die Anprangerung sozialer und wirtschaftlicher Not, der Hinweis auf ökologische Katastrophen. Der Krieg gegen Gewerkschaften in Mexiko oder das drohende Desaster um genmanipulierte Pflanzen. Die Wut über diese Auswüchse ist ohne jeden Zweifel berechtigt, überfällt sie einen doch selbst beim Anblick einschlägiger Informationen und Bilder. Kleins Verdienst: Sie artikuliert diese Wut in Artikeln und Büchern — mit großer Sympathie für die Opfer. Weshalb man ihr bisweilen einige Unschärfen in der Argumentation nachsieht. Dabei werden zwischen den Zeilen einige Versatzstücke eines Gegenentwurfs sichtbar. Die große Bewegung der Antiglobalisierer hat nämlich weder Zentrum noch Hierarchie. „Dank des Internets ist Mobilisierung fast ohne Bürokratie und fast ohne hierarchische Strukturen möglich“, schreibt sie. Ein Netzwerk aus vielen tausend Knoten, wo jeder ein Höchstmaß an Autonomie besitzt und selbst organisiert aktiv werden kann. –Peter Felixberger