Unser Wohlstand ist in Gefahr, schlägt Ex-Bundesfinanzminister Peer Steinbrück Alarm. Seine ausführliche Bestandsaufnahme umreißt die jetzige Lage sowie die deutsche Politik der letzten Jahre. Ganz Staatsmann, rekonstruiert Steinbrück die vier Phasen der Finanzkrise von 2007. Ganz Parteipolitiker, verliert der gebürtige Hamburger seine SPD nicht aus den Augen – ebenso nicht, wie Bundestagswahlen gewonnen werden. Machtpolitisch wird laut Steinbrück künftig China neben den USA den Sitz des Co-Piloten bei der Weltwirtschaft einnehmen. Finanzpolitisch sieht der SPD-Politiker Europa in einer Zwickmühle zwischen Inflation und dem „Kärrnerakt, den Staatshaushalt zu konsolidieren“. Gleichzeitig macht Steinbrück deutlich, warum der Euroraum nur unter strengen Kriterien erweitert werden dürfe. Zudem erklärt der Finanzexperte, wie der deutsche Sozialstaat gerettet werden könne. Konkret spricht sich Steinbrück für eine Umsatzsteuer auf Transaktionen auf dem Finanzmarkt aus, verteidigt den Kern der Agenda 2010, brandmarkt Integrationsprobleme, fordert eine differenzierte Zuwanderung – und warnt vor der Macht der Rentner. Unterm Strich ist eine akribische wie gescheite Analyse eines Mannes, der zu Beginn der Finanzkrise im Auge des Orkans stand. Dass Steinbrück auch nur mit Wasser kocht, wird klar, wenn er in der Erstauflage seines Buches von Schweden als Teil der Eurozone spricht, obgleich dort 2010 mit Kronen bezahlt wird. Seiner SPD schreibt Steinbrück ins Stammbuch, wo und wie Mehrheiten zu gewinnen sind. Besonders interessant vor dem Hintergrund, dass der Spiegel Mitte 2010 Steinbrück als aussichtsreichsten SPD-Kanzlerkandidaten ausmachte. Der Leser erlebt den charismatischen Ex-Minister als überzeugten Europäer, der an die Kombination aus offenen Märkten, sozialer Absicherung, Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und ökologischer Verantwortung unerschütterlich festhält. Die große Resonanz auf sein Buch zeigt, dass Steinbrück immer noch ein politisches Schwergewicht ist. Bereits sein erstes Werk präsentiert sich als Opus magnum, dessen folgender Schlusssatz auch für eine Buchkritik taugt: „Freiheit und Demokratie mahnen uns: Wenn du dich nicht um uns kümmerst, dann verlassen wir dich.“ – Herwig Slezak