Seit „Normalität“ zum Reizwort (und für manche zum höchsten Wert) geworden ist, wird zunehmend deutlich, daß eine systematisch-historische Untersuchung dieser Kategorie noch aussteht. Dies leistet der „Versuch über den Normalismus“, der einen begriffsgeschichtlichen Abriß sowie Essays u. a. zu Comte, Marx, Galton, Nietzsche und Dürkheim enthält. Als „Normalismus“ wird ein spezifisch modernes Netz von Dispositiven bestimmt, die geregelt sektorielle und allgemeine Normalitäten produzieren. Dabei werden zwei fundamentale normalistische Strategien (Protonormalismus und flexibler Normalismus) unterschieden und insbesondere Verfahren der Selbstnormalisierung moderner Subjekte dargestellt: das Leben als (nicht) normale Fahrt durch symbolische Kurven-Landschaften. Dem entspricht ein eigener Faszinationstyp der modernen Literatur, dargestellt in Essays u. a. zu Zola, Musil, Celine, Heidegger, R. Vailland, B. Vesper, H. M. Enzensberger und R. Goetz.