In dieser Arbeit zeigt der Autor, dass das überlieferte Vorurteil, die psychoanalytische Kunstpsychologie „lege den Künstler auf die Couch“ und verwechsle Kunstpsychologie mit Psychotherapie, auf die moderne Psychoanalyse nicht mehr zutrifft. Dialektische Psychoanalyse und Kunst haben das gemeinsame Ziel, Verstehensprozesse anzuregen und Selbstentwicklung zu fördern. „Ein gelungenes Kunstwerk erfüllt die gleiche Funktion wie eine gelungene Deutung in der psychoanalytischen Behandlung: Entwicklungsprozesse anzustossen und zu erleichtern. Lernen von den Künstlern, heisst für Psychoanalyse und Kunstpsychologie, Lernen von der Kunst als dialektischer Erfahrung.“ Weil psychoanalytische und künstlerische Erfahrung sich auf „gleicher Augenhöhe“ befinden, können einerseits Psychotherapie und Psychoanalyse von den Künstlern lernen. Andererseits aber ist ein tiefenpsychologisches und psychoanalytisches Verständnis von Kunst und insbesondere Literatur heute deshalb unverzichtbar, weil allein dieser kunstpsychologische Ansatz die Dimension erreicht und verdeutlichen kann, in der sich die künstlerische Erfahrung entfaltet. Aus dem Inhalt: Kunst als dialektische Erfahrung – Unterwegs zu methodischer Autonomie – Über sich schreiben und das Selbstkonzept – Psychoanalytische Konzepte im Kontext – Beiträge zur psychoanalytischen Kulturtheorie heute – Didaktik der psychoanalytischen Werkinterpretation