Worum es in diesem Buch geht?Die Ausgangsfrage nach dem Sinn und Zweck der Sinne erfordert eine funktionsübergreifende, ganzheitliche Sichtweise. Nach einer umfassenden Auseinandersetzung mit physiologischen und psychologischen Grundlagen wird deutlich gemacht, dass Wahrnehmung mehr ist als die Unterscheidung und Verrechnung von äußeren, formalen Reizen. Wahrnehmung als ein notwendiger und integraler Bestandteil menschlichen Handelns wird vielmehr beschrieben als sinngebende Verarbeitung von Reizen, als Akt der Sinnstiftung, als Zuweisung von Bedeutungen. Kinder und Jugendliche, auch solche mit sensorischen und körperlichen Beeinträchtigungen, handeln immer intentional auf der Grundlage der bisher erworbenen und gespeicherten sinnlichen Erfahrungen und Erkenntnisse und orientieren sich so in der dinglichen und sozialen Lebenswirklichkeit. Für die Förderung der Wahrnehmung ergeben sich aus all dem Konsequenzen. Ich versuche nachzuweisen, dass diese in traditionellen Ansätzen häufig verkürzt unter dem Aspekt einer neurologischen Organisation bzw. funktionellen Stimulierung beschrieben wird, so als ließe sich Wahrnehmung formal vorüben. Demgegenüber werden in diesem Buch Wege und Möglichkeiten aufgezeigt, wie eine auf sinnliche Erkenntnis ausgerichtete Wahrnehmung sich als interessegeleitetes Handeln in konkreten Alltagssituationen praktizieren läßt, wie das Kind lernen kann, im tätigen Umgang mit lebensbedeutsamen Gegenständen und Sachverhalten seine Umwelt zu strukturieren und zu verstehen. Dies ermöglichen vor allem das kindliche Spiel, in besonderem Maße aber ein handlungsbezogenes Lernen in Vorhaben und Projekten. Wie dies geschehen kann, veranschaulichen zahlreiche praktische Beispiele. Dem besonderen Förderbedarf von Kindern und Jugendlichen mit (schweren) Behinderungen wird dabei Rechnung getragen. Viel Spaß beim Lesen