Es gibt Autoren, die von widersprüchlichen Annahmen ausgehen und trotzdem in spannenden Zukunftspfaden enden. Wie zum Beispiel Stefan Brunnhuber und Harald Klimenta. Sie lassen zunächst die bekannten Öko-Gebetsmühlen der 1980er Jahre wieder aufleben: Der Wohlstandsmotor der Industriestaaten könne in seiner heutigen Form nicht ewig weiterlaufen. Naturzerstörung und Armut würden die Welt aus den Angeln heben. Dabei hat das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen hat längst festgestellt, dass innerhalb der letzten 50 Jahre die Armut auf der Welt stärker als in den vorhergehenden 500 Jahren zusammen abgenommen hat. Die These des Buches ist klar: Geld regiert jede Faser dieser Welt. Die Menschen versuchen, sich diesem Zugriff zu entziehen. Und entdecken das soziale Miteinander ebenso neu wie die ökologische Verantwortung. Ein nachhaltiges Wirtschaften, das Ökologie, Soziales und Ökonomie in Einklang bringen will, ohne die kommenden Generationen zu belasten, müsse die Geld- und Finanzmärkte wieder zähmen und sie in den Dienst der Menschen stellen. Dafür haben die Autoren sechs Zukunftsszenarien näher untersucht. Jedes wird einem Nachhaltigkeits-Check unterzogen und nach folgenden Kriterien bewertet: politische Bürgerbeteiligung, gewinnorientiertes Wirtschaften, Gesellschaft mit hoher sozialer und kultureller Integration, ökologische Produktion, innovative Technologien, internationale Einbettung, flexible Bürokratie. Ökonomische Deregulierung oder Regulierung – das ist ihre Kernfrage. Es ist wohltuend, dass die Autoren sich nicht auf eine Seite schlagen wollen. Leider fallen sie des Öfteren auf die ideologischen Fallstricke der Antiglobalisierungskritik herein. Dann wird schwarz-weiß angestrichen, was vorher unabhängig als Gedankengang entwickelt wurde. Zum Beispiel die Behauptung, dass eine Familiengründung in der neuen Arbeitswelt erschwert würde, weil Angst und Unsicherheit zunehmen. „Kurzzeitverträge machen Lebensvisionen unmöglich.“ Und der Zwang zu Flexibilität zerstöre Sozialstrukturen. Dieser Unsinn wird auch nicht wahrer durch Zitate der üblichen Verdächtigen. Ist aber nur ein Wermutstropfen: Das Buch ist ein wichtiges Reformwerk auf dem Weg in einen humanen Kapitalismus. (c)changeX – Online-Magazin für Wandel in Wirtschaft und Gesellschaft